Wie tickt die neue Generation,
wir waren der Sache auf der Spur
Seit Dezember sind wir als Unternehmen mit unseren Auszubildenden an verschiedenen Schulen unterwegs, um unsere Ausbildungsberufe vorzustellen. Unser Ziel ist es, den Schülerinnen und Schülern einen realistischen Einblick in verschiedene Berufsbilder zu geben und ihnen die Möglichkeiten aufzuzeigen, die sie mit einer Ausbildung bei uns haben. Doch nach mehreren Schulbesuchen in Garbsen, Langenhagen, Wunstorf und auch online ziehe ich eine kritische, aber reflektierte Bilanz – eine, die uns als Unternehmen zum Umdenken anregt.
Warum wir an Schulen gehen
Ausbildung spielt in unserem Unternehmen eine große Rolle. Mit 15 Auszubildenden in drei Lehrjahren und einer Unternehmensgröße von rund 120 Mitarbeitenden investieren wir bewusst in die Nachwuchsförderung. Jedes Jahr suchen wir neue Azubis – denn ohne gut ausgebildete Fachkräfte gibt es langfristig keine Zukunft für unsere Branche.
Genau deshalb finden wir es wichtig, direkt an Schulen zu gehen. Viele junge Menschen haben noch keine konkrete Vorstellung davon, was sie nach der Schule machen wollen. Oft kennen sie nur wenige Berufsbilder oder haben falsche Vorstellungen davon, was ein bestimmter Job eigentlich bedeutet. Mit unseren Schulbesuchen wollen wir diese Lücke schließen, Berufe greifbar machen und den Schülerinnen und Schülern zeigen, welche Möglichkeiten sie haben – sei es als Speditionskaufleute, Nutzfahrzeugmechatroniker oder Berufskraftfahrer.
Online-Speed-Dating – ein spannendes Konzept
Kürzlich haben wir auch an einer Online-Betriebsmesse einer Neustädter Schule teilgenommen. In einem virtuellen Speed-Dating hatten die Schüler die Möglichkeit, sich in kurzen 2- bis 3-minütigen Gesprächen mit Unternehmen auszutauschen. Die Organisation war von der Schule hervorragend – vorab gab es Profile der Schüler, die uns eine grobe Orientierung gaben. Leider waren diese nicht nach Interessenfeldern sortiert, sodass wir mit Schülern aus völlig unterschiedlichen Bereichen ins Gespräch kamen.
Trotzdem war das Konzept gut durchdacht, da es den Schülern erste Erfahrungen im Vorstellungsgespräch ermöglichte und ihnen half, Kontakte zu Betrieben zu knüpfen. Unser Mehrwert lag vor allem in der Steigerung unserer Bekanntheit. Auch hier stand die Frage nach dem Verdienst im Fokus, aber es gab auch einzelne Schüler, die sich wirklich für das Berufsfeld interessierten. Andere wiederum merkten direkt im Gespräch an, dass sie lieber in den Bereich Kosmetik oder Einzelhandel möchten, woraufhin sie sich leider nicht mehr offen für weitere Infos zeigten.
Trotzdem war es ein interessanter Ansatz, den wir als Unternehmen gerne wieder nutzen – vor allem, weil sich die Veranstaltung flexibel in den Betriebsalltag integrieren ließ, ohne Reisezeit oder großen organisatorischen Aufwand.
Berufsorientierung – Erwartungen vs. Realität
Besonders positiv war unser Besuch in Garbsen, wo sich die Schüler nach ihren Interessen für die verschiedenen Ausbildungsberufe einteilen konnten. Das hat gut funktioniert, weil diejenigen, die sich für unsere Berufe interessierten, sich gezielt informieren konnten. Die meisten Fragen kamen dabei tatsächlich aus dem kaufmännischen Bereich – ein Zeichen dafür, dass dieser Ausbildungsweg besonders attraktiv erscheint.
Anders sah es in Langenhagen und Wunstorf aus. Dort wurden die Schüler durch verschiedene Stände geschickt – unabhängig von ihren Interessen. Dadurch entstand leider eine gewisse Beliebigkeit. Das spiegelte sich in den Fragen wider: „Was verdiene ich?“, „Wie viel Urlaub habe ich?“ und „Kann ich die Ausbildung im Homeoffice machen?“ – Fragen, die sicher eine Rolle spielen, aber die eigentlichen Inhalte der Berufe oft in den Hintergrund rückten.
In Wunstorf hatten wir für den kaufmännischen Bereich ein Postleitzahlen-Spiel vorbereitet. Doch wir merkten schnell, dass dieses für viele Schüler nicht passend war. Also haben wir das Spiel spontan umgestellt und stattdessen ein Autobahn-Spiel genutzt, das viel besser ankam. Auch in den gewerblichen Berufen haben wir mit anschaulichen Materialien gearbeitet – von LKW-Reifen über elektrische Experimente bis hin zu einem Schilderspiel für Berufskraftfahrer. Hier konnten wir beobachten, dass Praxisbeispiele und greifbare Objekte für viele Schüler den besten Zugang zu den Berufen bieten.
Unsere Konsequenzen für die Zukunft
Was nehmen wir aus diesen Erfahrungen mit?
Unsere Azubis – voller Einsatz mit toller Motivation
Ein besonders positiver Aspekt bei all diesen Schulbesuchen war der Einsatz unserer Auszubildenden. Sie haben einen großartigen Job gemacht und sind mit viel Engagement und Motivation auf die Schüler zugegangen. Es war schön zu sehen, wie sie ihre eigenen Berufe mit Begeisterung vorgestellt haben – denn genau das ist es, was am meisten inspiriert.
Gerade in der direkten Kommunikation auf Augenhöhe konnten sie den Schülern wertvolle Einblicke geben und als authentische Ansprechpartner auftreten. Für uns als Unternehmen ist es eine große Bereicherung, so engagierte Nachwuchskräfte zu haben, die mit Überzeugung für ihre Berufe stehen.
Fazit: Schulbesuche sind wichtig – aber sie müssen weiterentwickelt werden
Ich selbst habe vor zehn Jahren im Handwerk mit einer kaufmännischen Ausbildung begonnen – damals für 400 Euro brutto im Monat. Für mich stand im Vordergrund, was ich lernen kann, nicht, was ich sofort verdiene. Heute sehe ich einen starken Wandel: Das Interesse an den Tätigkeiten selbst ist oft gering, der Fokus auf das Gehalt dagegen immens.
Diese Entwicklung können wir nicht ignorieren, aber wir dürfen auch nicht den eigentlichen Zweck einer Ausbildung aus den Augen verlieren. Es geht nicht nur um Zahlen, sondern darum, den passenden Beruf für sich zu finden – einen Beruf, den man langfristig mit Freude ausüben kann.
Deshalb werden wir unsere Schulbesuche weiter optimieren, um junge Menschen bestmöglich abzuholen und ihnen eine echte Perspektive aufzuzeigen. Denn am Ende geht es darum, die richtigen Leute für den richtigen Beruf zu begeistern – und nicht nur darum, wer das höchste Ausbildungsgehalt zahlt.